Samstag, 16. Oktober 2010

das fundstück

ich fluchte und schlug zornig mit der hand auf das lenkrad. ich hatte es nicht geschafft, dem plastiksack, der mitten auf der regennassen fahrbahn gelegen war, auszuweichen.
verdammt. dieses dumme ding hatte sich anscheinend unter dem auto festgeklemmt.
langsamer werdend und vor mich hin murmelnd suchte ich eine möglichkeit anzuhalten.

es war doch immer dasselbe. wenn ich etwas wichtiges vorhatte, passierte garantiert irgendwas dämliches.

nach ewigen zeiten hatte ich endlich wieder ein date, hatte mich schick gemacht, sogar geschminkt und mir neue jeans geleistet, trotz des überzogenen bankkontos.

und natürlich war ich spät dran, wie immer.

ich fuhr rechts ran, sprang aus dem auto und tribbelte nach hinten zum kofferraum. ja ich tribbelte. so bewegt man sich fort, wenn man nach ewigen zeiten wieder mal schuhe mit hohen absätzen angezogen hat.

kofferraum auf, schirm heraus und eine von meinen alten regenjacken auf den boden. schirm
unters kinn geklemmt und runter auf die knie, um mein auto von dem lästigen sack zu befreien.

ich riss und zerrte daran, aber es gelang mir einfach nicht. die ärmel meines neckischen shirts waren mittlerweile pitschnass und dreckig. endlich löste sich das plastik.

eigentlich wollte ich den sack einfach in den strassengraben werfen, aber er war erstaunlich schwer. die neugier siegte und ich schaute erst mal hinein.

ich schaute und ich kreischte. ziemlich laut ..... und ziemlich lang.

dann machte ich den kofferraum zu und setzte mich ins auto. meine zähne klapperten, mittlerweile war ich völlig durchnässt, den schirm hatte ich vor schreck einfach fallengelassen.
gut, dachte ich, das war´s mit meinem date. stattdessen würde ich meinen abend mit ein paar polizisten verbringen und etliche fragen beantworten müssen, auf die ich keine antwort wüsste.

WARUM MUSSTE AUSGERECHNET ICH ÜBER DIESEN DÄMLICHEN SACK MIT EINER HAND DRIN FAHREN

eine hand, eine menschenhand, so ne richtige hand.
tief luft holend beugte ich mich noch einmal über den sack und schaute hinein. diesmal sah ich mir mein seltsames fundstück genauer an.
es war eine männerhand, behaart und klobig. ein protziger ring steckte noch an einem der finger. ich fühlte mich, als wäre ich durch ein dimensionsloch direkt in einen schlechten film gefallen.

was solls, ich nahm mein handy und rief ihn an, um abzusagen. ihn, dem ich seit wochen in meinen träumen das gewand vom leib riss. würde also noch eine weile beim träumen bleiben.

>hey baby, wo bist du......ich hab eine riesen überraschung für dich......treffpunkt geändert.....wir sehen uns im hotel orient, zimmer 212.......das mit den spiegeln......freust du dich ??? <

ohh nein, mein ganzes erwachsenenleben lang wollte ich schon in dieses hotel und in dieses zimmer.....verdammt, verdammt, verdammt.

ich dachte kurz nach, ganz kurz und sagte nur  > ich beeil mich <

dem geruch nach war die hand sowieso nicht mehr dazu geeignet an ihren besitzer wieder angenäht zu werden, sollte dieser noch leben. die polizei konnte also noch warten.

deshalb nochmal rauss in den regen, hand ab in den kofferraum und los ging´s zu meinem date.

während der nächsten stunden dachte ich kaum an mein sonderbares päckchen.

in einem zimmer mit sovielen spiegeln und einem so heissen typen kann man sowieso an nichts denken, ausser ob man halbwegs sexy rüberkommt.

und auch das ist einem nach einiger zeit egal, genauso egal, wie eine verwesende hand in einem plastiksackerl, im eigenen auto.

fortsetzung folgt......

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