Mittwoch, 2. Dezember 2009

kurzgeschichte

DIE ANDEREN

Ist das alles?

Nein, ich hätt auch noch gern ein lächeln von dir, süsse schnecke.

Mein blick ging nach oben, um den sprücheklopfer mit einem finsteren blick und verbaler vernichtung zu strafen.

Doch stattdessen…..blaue augen, dreitagesbart, kurzes stoppeliges haar und ein umwerfendes lächeln…….. verlegenheitsröte stieg in meine wangen.
Ich stammelte noch irgendetwas unbedeutendes …lächelte verkrampft….und schon war er weg….

Verdammt, wie konnte ich den gehen lassen, ohne einen meiner coolen sprüche loszuwerden….warum war das bei nichtssagenden männern immer so leicht und im
„ernstfall“ so schwer.

Doch ein paar stunden später war er wieder da….und es begann.

Jeden tag wartete ich auf die kurze zeit die wir uns sahen, plauderten, flirteten, kicherten, bis er endlich den ersten schritt wagte und wir ein date ausmachten.
Ich war schrecklich aufgeregt, hatte schon ewig keine verabredung mehr gehabt. Mein herz klopfte bis zum hals und mir war kalt und heiss zu gleich.
Aber es wurde ein wunderschöner abend….wir waren auf einer wellenlänge…mochten die selben filme und gingen gern tanzen, waren beide chaotisch und ein bisschen verrückt…sovieles passte…..es war nahezu perfekt.

Wir verbrachten jede minute unserer freien zeit miteinander und ich war glücklich…..wirklich glücklich.
Diese erste woche mit den schmetterlingen im bauch und den heissen nächten brachte mich wieder ins leben zurück. schon zu lange hatte ich mich ausgegrenzt. Ich begann mich zu verlieben.

Dann, eines abends, begann er mir zu erzählen…..von diesen anderen.

Er sprach lange, sein blick starr, dinge sehend, die grauenhaft zu sein schienen. Da gäbe es eben diese anderen, die versuchten die menschheit zu unterwandern.
Die schuld wären an den kriegen, krisen und all dem bösen auf dieser welt.
Die menschen heimsuchten, die ihnen gefährlich werden könnten, die ein geheimes wissen in sich trugen, ohne es zu ahnen. Nur in deren träumen wurden erinnerungen an ein anderes leben wach.
Diese menschen müsse er beschützen, das wäre seine aufgabe in unserer welt.

Verfolgungswahn….oh nein. All meine hoffnungen auf eine gemeinsame zukunft schwanden dahin. was sollte ich tun. ich war verliebt, wollte nicht davonlaufen, wollte einfach bei ihm sein.

Er sah die angst in meinen augen und umarmte mich.
Aber von diesem moment an war nichts mehr wie vorher.
Wir sprachen nie wieder darüber…..aber bald sprachen wir überhaupt nicht mehr viel miteinander und irgendwann ging jeder von uns wieder seinen weg allein.

Mein herz war schwer, ich versank in selbstmitleid.

und ich hatte angst, fühlte mich beobachtet, erinnerte mich an meine ständig wiederkehrenden träume…die plötzlich einen sinn ergaben.
Träume von einem fremden land und menschen, die ich nicht kenne und die mir trotzdem vertraut sind.
von einem besucher, der still auf meinem bett sitzt und mich beobachtet. Oder mir in eine dunklen strasse folgt, bis es für mich kein entrinnen mehr gibt.
Ich konnte nicht mehr schlafen, wollte diesen träumen entgehen und nur bei licht gönnte ich mir ein bisschen ruhe.

Doch wir menschen sind verdränger, unser gehirn zensiert gewissenhaft was uns bedrückt. Meine ängste und träume verflüchtigten sich und nur die sehnsucht nach ihm blieb.

Eines abends war ich früher als sonst zuhause, freute mich über die paar zusätzlichen freien stunden , machte kaffee und kuschelte mich auf die couch.

Da erloschen die lichter…..verdammter stromausfall.
Auch die strassenbeleuchtung in meiner kleinen gasse funktionierte nicht.
Dunkelheit, erdrückende dunkelheit. Meine finger tasteten nach den streichhölzern auf dem tisch…..ich lächelte ……wie gern waren wir beide im kerzenlicht gesessen….

ein grauenhaftes geräusch liess mich erstarren. Ich versuchte die kerzen anzuzünden…..aber ein kalter hauch verhinderte jeden versuch.
Etwas berührte mich, streichelte meine wange.

Panik stieg in mir auf, ich wollte rauss aus dem haus, ins freie…..in die freiheit.
Etwas packte mich, hielt mich fest mit eisernem griff. Ich fühlte einen knochigen körper und ein herz schlagen, es lebte, was immer es war, es lebte, hatte ein herz. kalter atem blies mir ins genick……
Ich wollte schreien, doch kein ton kam über meine lippen. Es war wie in meinen träumen.

Meine beine wollten mich nicht mehr tragen, ich bekam keine luft, ich musste durchhalten, durfte nicht ohnmächtig werden. Ich versuchte mich zu wehren, zu befreien, doch sein griff wurde enger und ich drohte zu ersticken.

Mit aller kraft riss ich mich los, taumelte weg…..konnte sein konturloses gesicht sehen…..und begriff, dass es lachte, dieser schrille ton war sein lachen.
Es lachte über mich und meine angst und ich wusste in diesem moment, dass wir uns schon lange kannten.
Und diesmal würde es den kampf gewinnen, dieses wesen, dass mich schon mein leben lang verfolgte.

Plötzlich , ein anderes geräusch, noch lauter, schriller, angsteinflössender…….. und jetzt, endlich, schrie auch ich, so laut das meine kehle schmerzte…..und unsere stimmen vereinigten sich zu einem einzigen, grauenerregenden schrei.

Und dann nur noch finsternis.



Wärme und licht weckten mich und ich lag in seinen armen.
Ich schaute aus dem fenster auf unsere zwei sonnen, die dunkelorange vom himmel schienen und wusste, ich war endlich daheim.
Ab heute würden wir seite an seite kämpfen und ich würde nie wieder alleine sein.

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